Ein weiterer bedeutender Theologe Württembergs, Johann Ludwig Fricker (1729-1766), wurde als eine “geheimnisvolle Persönlichkeit” bezeichnet. Wenig ist über seine Lebensumstände bekannt, da er wenig erzählt hat und nicht vieles schriftlich festgehalten wurde. Er war der Wegbereiter einer ins 19. Jahrhundert hineinreichenden Erweckung auf der schwäbischen Alb.
Als Student wurde er im Jahr 1748 von einer Stunde Bengels, die dieser im Tübinger Stift hielt sehr ergriffen. Während seiner Studienzeit kam er mit Friedrich Christoph Oetinger und mit Friedrich Christoph Steinhofer in Kontakt. Fricker hielt sich längere Zeit in Amsterdam und später im Rheinland auf, wodurch er zu einem Mittelsmann zwischen dem rheinischen Pietismus, der durch Gerhard Tersteegen geprägt war und dem württembergischen Pietismus wurde.
Fricker bewegte vor allem die Frage nach der Heiligung des Lebens – bis in seine Sterbestunde hinein. Dies spürt man auch seinen Aufsätzen ab. Mit nur 37 Jahren starb er nach einer ernsten Krankheitszeit die auf eine Erkältung folgte unerwartet und viel zu früh um noch manches Werk zu vollenden.
Auch Philipp Matthäus Hahn (1739-1790) war eine bedeutende Persönlichkeit des württembergischen Pietismus. Er stand mit vielen Vertretern des damaligen Geisteslebens in Verbindung: Lavater, Harttmann, Oetinger, S. Collenbusch und andere waren mit ihm befreundet. Herzog Karl Eugen von Württemberg schätzte ihn sehr. J. W. Goethe besuchte ihn 1799 während seiner Schweizerreise, und sogar Kaiser Josef II. durfte er seine astronomische “Weltmaschine” vorführen.
Er vereinigte große Gegensätze in seiner Person. Er war ein hochbegabter Theologe der der mit seiner Botschaft vom Königreich Gottes in Jesus Christus eigene Wege ging, andererseits war er ein scharfsinniger Denker, Mathematiker und Mechaniker, dessen weitreichende Ideen und Erfindungen noch heute Bewunderung hervorrufen.
Aber zuerst war er Pfarrer – seine Liebe galt aber vor allem der Sache des Reiches Gottes hierfür lehnte er ehrenvolle Berufungen auf den anderen Gebieten ab. Er setzte sich dafür ein, dass Laien und nicht nur die Pfarrer die Erbauungsstunden halten und dass die Pfarrer die Laien schulen und anleiten. Modern klingende Gedanken, die den Pietismus und das kirchliche Leben in Württemberg prägten.
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